Naturschutzgebiet „Ihlsee und Ihlwald“
Der Ihlsee ist ein bundesweit bedeutsames Schutzgebiet. Er gehört zu den wenigen nährstoffarmen („oligotrophen“) und kalkarmen Seen in Schleswig-Holstein. Das Ufer sowie der Grund des Klarwassersees sind von sehr seltenen, teilweise landesweit nur noch hier vorkommenden Pflanzenarten der Strandlings- und Brachsenkraut-Gesellschaft besiedelt. Aufgrund der hohen Vielfalt und Seltenheit der hier vorkommenden Arten und Lebensräume tragen wir eine besondere Verantwortung zu ihrer Sicherung und Erhaltung. Die Vorkommen dieser Arten waren bereits 1950 Anlass, den 28 Hektar großen Ihlsee zusammen mit dem südwestlich angrenzenden „Ihlwald“ unter Naturschutz zu stellen. 2006 erfolgte die Meldung als FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet. Der Ihlsee und der Ihlwald sind seitdem Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes „NATURA 2000“.
Entstehung und Wasserhaushalt
Der Ihlsee liegt in einer 21,5 Meter tiefen, abflusslosen Senke. Ob diese im Zuge der letzten Eiszeit vom Eis geschaffen wurde („Toteissee“) oder durch Einsturz einer unterirdischen Höhle im Segeberger Salzdom entstand („Erdfallsee“), ist nicht geklärt. Der See wird lediglich von Grund- und Niederschlagswasser gespeist. Sein Wasserstand wird heute durch einen Stau im Abflussgraben nördlich des Freibads reguliert.
Gefährdeter Lebensraum
Am Ihlsee sind bereits erhebliche Anstrengungen unternommen worden, den nährstoffarmen Zustand zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Dennoch belegen neuere Untersuchungen eine langsame Verschlechterung der Wasserqualität und einen Rückgang der seltenen Pflanzenarten. Die festgestellten Veränderungen sind vermutlich Folge langjähriger Nährstoffeinträge. Höhere Nährstoffgehalte können auch Ursache für gelegentlich auftretende Algenblüten und dadurch verursachte Eintrübung des Wassers sein. Die seltenen Pflanzenarten erhalten nicht mehr genügend Licht und sterben allmählich ab. Auch die Röhrichte am Ufer haben sich erst aufgrund der gestiegenen Belastung ausgebreitet. Von Natur aus kennt der Ihlsee weder Algenblüten noch Schlammablagerungen. Die charakteristischen Arten und Lebensräume und die besondere Wasserqualität können nur erhalten werden, wenn es gelingt, den Eintrag von Nährstoffen in den Ihlsee deutlich zu vermindern.
Der Ihlsee ist auch als Naherholungsziel und Wohnumgebung sehr beliebt. Die teilweise bis an das Ufer heranreichende Bebauung, eine rege Erholungsnutzung sowie weitere Einflüsse können sich jedoch auch belastend auf den See auswirken.
Lebensraum Alt- und Totholz
Alt- und Totholz ist der Lebensraum von vielen, heute gefährdeten Tier- und Pilzarten sowie von Moosen und Flechten. Ursache für ihre Gefährdung ist der Mangel an alten und toten Bäumen in modernen Wirtschaftswäldern. Im Gegensatz dazu ist im forstwirtschaftlich nicht mehr genutzten Ihlwald die Menge an Totholz, insbesondere bei Eichen und Birken, sehr hoch. In einem europäischen „Naturwald“ kann der Anteil des Totholzes bis zu 50 % des lebenden Holzvorrates betragen. In Wirtschaftswäldern liegt er oft nur bei 1-5 %. Aus Artenschutzsicht sind mindestens 5-10% wünschenswert. Das Holz toter, stehender Bäume, insbesondere in besonnten Lagen wie Waldrändern, ist vergleichsweise trocken. Es bietet damit Wespen und Wildbienen gute Möglichkeiten zur Fortpflanzung. Auch die Spechte benötigen absterbende, stehende Bäume, um in ihrem weichen Holz Höhlen zu bauen. Verlassene Spechthöhlen haben zudem eine hohe Bedeutung im Wald. Fledermäuse und viele Vogelarten nutzen sie z.B. als Schlafplatz oder Wochenstube zur Jungenaufzucht. Liegendes Totholz dient als Lebensraum und wirkt sich positiv auf das Waldklima aus. Es speichert Feuchtigkeit und verhindert so eine rasche Austrocknung des Untergrundes.
Der Ihlwald darf sich ohne weitere Eingriffe weitgehend ungestört entwickeln. Dadurch wird in den strukturreichen Moor-, Sumpf- und Feuchtwäldern der Anteil an Totholz und Altbäumen steigen und es können sich wieder natürliche Feuchteverhältnisse einstellen: Grundlage artenreicher Lebensgemeinschaften zu denen viele gefährdete Tierarten wie Moorfrosch, Teichfledermaus oder Mittelspecht zählen.
Nachtleben am Ihlsee
Zumeist mit Beginn der Dämmerung werden am Ihlsee die Fledermäuse aktiv. Dank ihrer Echoortung sind sie hervorragende Nachtjäger: Die Tiere stoßen kurze „Schreie“ im Ultraschallbereich aus, empfangen die Echos mit ihren großen, trichterförmigen Ohren und setzen sie in ein genaues Abbild der Umgebung um. Am Ihlsee und im Ihlwald sind mehrere Arten zu beobachten:
- Die Bechsteinfledermaus ist wie die ebenfalls hier vorkommende Teichfledermaus eine sehr seltene, in Waldgebieten lebende Fledermausart. Sie jagt gerne im langsamen Gleitflug dicht über dem Boden, wo sie mit ihren großen Ohren Nachtfalter ortet und sogar flugunfähige Insekten von den Pflanzen absammelt. Am Ihlsee leben diese Arten in den zahlreichen Spechthöhlen oder in speziell aufgehängten Holzbetonhöhlen.
- Die Wasserfledermaus ist noch relativ häufig. Auf der Suche nach Nahrung fliegt sie oft knapp über der Wasseroberfläche. Sie kann auch bei geringer Geschwindigkeit noch gut manövrieren. Die „Jagdgeschwindigkeit“ der ca. 10 Gramm schweren Tiere liegt bei 10-15 km/Stunde. Wasserfledermäuse nehmen pro Nacht etwa ein Drittel ihres Körpergewichtes an Insekten auf, müssen also mehrere tausend Mücken, ihre Hauptnahrung, fangen.